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Seamotion – Vom Refit zum Yachtmanagement: Interview mit Susanna Corsagni
Das Gespräch mit Susanna Corsagni, Gründerin und Inhaberin von Seamotion, bei der letzten Ausgabe des Blue Design Summit in La Spezia, bot die Gelegenheit, die Rolle des „Buyer’s Representative“ – also des Vertreter des Eigners – im heutigen Kontext von Refit und Neubauten besser zu verstehen.
PressMare – Der Refit-Markt verändert sich. Ihre Rolle ist dabei eine Art Schnittstelle zwischen Kunde, Eigner und Werft. Wo liegen die Schwierigkeiten – und wo der Mehrwert, den Sie bieten können, wenn ein Kunde ein umfangreiches Refit-Projekt plant?
Susanna Corsagni – Die größte Schwierigkeit ist sicherlich die Sichtbarkeit. Seamotion wurde 2022 gegründet, weil nicht alle in diesem Beruf die Rolle wirklich ganzheitlich ausfüllen. Unser Know-how umfasst juristische, vertragliche und finanzielle Kompetenzen – deutlich breiter als die eines Surveyors. Oft wird der Eignervertreter von einer Kanzlei betreut, mit rechtlichem und technischem Background. Wir hingegen möchten, mit einem kleinen Team, den Eigner umfassend unterstützen und ihm alle nötigen Mittel an die Hand geben. Ich komme selbst aus einer Werft – das hilft mir, diese Vermittlerrolle einzunehmen. Wie gesagt, Sichtbarkeit ist ein Thema, aber unsere Arbeit wird zunehmend geschätzt. Erst kürzlich fragte mich ein Kunde, dessen Neubau ich betreue, ob ich im Anschluss auch das Yachtmanagement übernehmen möchte – ein großes Zeichen von Vertrauen.

PM – Aber Sie übernehmen nicht nur die Rolle des Eignervertreters, richtig?
SC – Richtig, wir betreuen aktuell zwei Yachten im Yachtmanagement. Das ist etwas völlig anderes als Refit, aber es gefällt uns und hat Entwicklungspotenzial.
PM – Wie ist das Verhältnis zu den Kapitänen?
SC – Der Kapitän ist meist der Hauptansprechpartner und für die Yacht verantwortlich. Aber er ist auch ein Techniker, oft erschöpft nach Charter oder Überführungen, und muss sich dann durch einen Berg an Papierarbeit kämpfen. Stundenlang Verträge lesen – das ist eine große Belastung. Hier bieten wir Unterstützung, ohne die Rolle des Kapitäns oder des Chief Engineers zu beschneiden. Einige Kapitäne haben das erkannt und arbeiten sehr gut mit uns zusammen.

PM – Kommen wir zu den Chief Engineers: Welche Rolle spielen sie?
SC – Der Ingenieur, der technische Leiter, ist oft die Schlüsselperson an Bord – das bestätigen viele Kapitäne. Immer öfter werden wir hinzugezogen, wenn Verträge schon unterzeichnet sind, weil die Crew nicht an die rechtliche Seite gewöhnt ist. Wir hingegen machen das täglich – Technik und Recht sind zwei getrennte, aber wichtige Ebenen. So kann die Crew den Refit überwachen, während wir uns um die bürokratischen Aspekte kümmern – idealerweise in enger Abstimmung.
PM – Wie sehen Sie die Rolle der Broker in diesem System?
SC – Sie sind eine unserer wichtigsten Ressourcen. Viele wenden sich an uns, um Verkaufsprozesse zu vereinfachen und dem Eigner zu helfen, den Aufwand nach dem Kauf besser zu verstehen. Unsere Rolle ist oft die der Vermittlung. Ich erinnere mich aus meiner Zeit in der Werft, wie problematisch Eignervertreter waren, die nur auf Selbstdarstellung aus waren – genau das wollen wir vermeiden.

PM – Arbeiten Sie auch mit ausländischen Werften?
SC – Momentan nur mit italienischen. Ich hatte aber Kontakt zu einer Werft in Griechenland und habe sie besucht. Auch aus Marseille kam eine Anfrage für einen großen Motorsailer – wir werden sehen, ob eine Zusammenarbeit entsteht.
PM – Aufgrund Ihres Werdegangs: Haben Sie mehr Anfragen von Segelyacht-Kunden?
SC – Ja, obwohl es deutlich weniger Segelyachten als Motoryachten gibt. Viele Eigner im Segelbereich lassen kleinere Refits vom Kapitän durchführen – was oft auch sinnvoll ist. Zu uns kommen in der Regel Kunden mit komplexeren Projekten. Im Motoryacht-Segment gibt es mehr Volumen und Geschäft, das ist klar. Aber unsere Segel-Expertise ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal – und erste Rückläufe sind schon sichtbar. Wir setzen auf maßgeschneiderte Betreuung mit wenigen, dafür gut begleiteten Kunden.

PM – An wie vielen Yachten arbeiten Sie derzeit?
SC – Aktuell an fünf.
PM – Und in welchem Größenbereich?
SC – Die kleinste ist 25 Meter lang. Unser Fokus liegt auf Yachten zwischen 40 und 70 Metern. Gigayachten betreuen wir derzeit nicht – das erfordert andere Strukturen. Wir bleiben im Bereich, in dem wir spezialisiert sind.
PM – Sehen Sie eine Größenentwicklung im Refit-Markt?
SC – Ja, besonders im Gigayacht-Bereich. Der Kauf einer neuen Mega- oder Gigayacht ist heute mit immensen Kosten verbunden, weshalb viele Eigner sich für den Umbau ihrer bestehenden Yacht entscheiden. Oft hängt das auch mit emotionalen Gründen zusammen – ein Boot kann wie ein Zuhause sein, voller Erinnerungen. Statt es zu verkaufen, wird es dann umfassend modifiziert.
Riccardo Masnata
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