Schnell, nachhaltig, alternativ

Schnell, nachhaltig, alternativ

Schnell, nachhaltig, alternativ

Editorial

28/02/2020 - 12:40

Die Werften bieten zu den kommenden Saisons eine Fülle von Neuerungen auf dem Markt der Segelyachten. Auffällig ist das grosse Angebot an kompakten Regattabooten in der Range von acht bis zehn Metern.

Schnelle Linien, nachhaltige Materialien und alternative Antriebe – die Werftbranche boomt und überraschte in Düsseldorf mit jeder Menge an Weltneuheiten. Auffällig ist das grosse Angebot an kompakten Regattabooten in der Range von acht bis zehn Metern. Das spiegelt auch die Entscheidung von World Sailing wider, das Offshore-Segeln ins olympische Programm für 2024 zu heben. Eine Long List des Weltverbandes listet aktuell diverse Yachten auf, die sich als Boot für die Disziplin Offshore Mixed Doublehand vor Marseille ins Spiel bringen. 

Welche Yacht es schliesslich wird, entscheidet World Sailing erst Ende 2023. Bis dahin werden sich die Werften auf den Offshore- Regatten beweisen wollen.

Und neben den Bootstypen, die für Olympia in Frage kommen und sich auch tatsächlich bewerben, sind auch weitere Entwürfe für die Regattabahn im Spiel. Auch bei den Layouts jenseits der Regatta-Ambition setzt sich der Trend fort, die Yachten für kleine Crews zu vereinfachen und alle wichtigen Bedienelemente und Leinen in Griffweite des Steuermanns zu positionieren. 

 

Unter den Neuerscheinungen in diesem Jahr ist der Hanse-Group mit der Dehler 30 OneDesign ein besonders Aufsehen erregender Wurf gelungen. Die Yacht würde genau in die Olympiakriterien passen, lässt sich von kleiner Crew (Einhand oder Zweihand) segeln und soll auf allen Kursen gute Performance-Eigenschaften aufweisen. Die Steuerung mittels Pinne und Doppelruderanlage zeigt, dass sich die Yacht an sportliche Segler richtet. Durch den Produktionsprozess mittels Formenbau in allen Segmenten kann die Werft ein hohes Mass an Wiederholungsgenauigkeit garantieren – wichtig für eine Einheitsklasse. Und der Bauprozess ermöglicht eine Gewichtsminimierung auf gerade einmal 2,7 Tonnen. Doch die Werft hat nicht nur die Regattasegler im Blick, sondern wendet sich auch an die Cruiser. Dafür verfügt sie u. a. über einen ausreichend dimensionierten Motor. Pfiffiges Detail beim Antrieb: Die Welle wird im Segelbetrieb komplett eingeklappt und sorgt somit für ein hydrodynamisch optimiertes Unterwasserschiff. 

Schnell unterwegs ist man auch auf der J/99, die wie viele weitere Neuerscheinung ebenfalls auf den neu entdeckten Markt der Sportboote um die zehn Meter drängt. Mit ihrem Decks- und Segelplan lässt sich die Ergänzung der J-Sport-Reihe sowohl von grosser Crew als auch Ein- oder Zweihand segeln. Unter Deck bietet J-Boats zudem eine vollwertige Einrichtung, um auch auf längeren Etappen kommod unterwegs zu sein. Damit ist die 9.9m lange Yacht auch für Offshore-Klassiker wie das Fastnet Race oder das Middle Sea Race geeignet, wendet sich aber auch an Familiencrews und bietet unter Deck den Komfort von voller Stehhöhe.

Als reinen Daysailer hat Fareast dagegen seine 28R konzipiert. Der China-Import richtet sich an Regattacrews, die mit vier bis fünf Personen an Bord Spass im direkten Vergleich haben wollen. Inzwischen hat die international anerkannte Einheitsklasse weltweit über 400 Boote am Start. Einen Schub könnte die WM bringen, die im August vor Laboe an der Ostsee gesegelt wird. Überzeugen kann das Acht-Meter-Boot in jedem Fall mit seinen auf Performance ausgelegten Segeleigenschaften, die sich in der Silhouette mit negativem Bugsteven, breitem Heck und Chines-Kanten zeigen.

Direkt aus dem X-Yachts Design Office kommt die brandneue X4⁰, eine vierzig Fuss lange Hochleistungs-Cruisingyacht, die genauso zu einer hohen Reichweite fähig ist wie am Wochenende um die Bojen zu rasen. Die X4⁰ ist das kleinste Modell in der neuen X-Reihe – wie bei allen X-Yachten wurde grosser Wert darauf gelegt, dem Eigentümer ein hervorragendes und komfortables Segelerlebnis auf einer Yacht zu bieten, die von der gesamten Crew einfach zu bedienen ist. 

Das Herzstück des X4⁰ ist die verzinkte Stahl-Kielgitterkonstruktion. Seine Hauptaufgabe ist es, Kiel- und Mastlasten in den Rumpf zu verteilen und es ermöglicht der Yacht auch, extremen Stossbelastungen durch Bodenkontakt oder einen Aufprall mit einem UFO standzuhalten.

Die X4⁰ ist wahlweise als Zwei- oder Dreikabinen Layout erhältlich. Die Zweikabinenaufteilung verfügt über ein Bad mit separater Duschkabine und eine nach vorne gerichtete Navigationsstation mit durchgehendem Sofa. Das Dreikabinenlayout bietet einen innovativen achterseitigen Kartentisch, der bei Nichtgebrauch verstaut werden kann. Das Dreikabinenlayout ist ab Frühjahr 2020 erhältlich.

Nachhaltigkeit im Bootsbau ist das zentrale Thema von Green-boats. Statt Glasfasern setzt das Bremer Bootsbau-Unternehmen Flachsfasern ein, die in ihren Gewebe-Lagen ähnliche Eigenschaften entwickeln soll wie die Kunstfaser. Statt Epoxid-Harz agieren die Bremer mit einem Harz auf Leinöl-Basis, und der Sandwichkern besteht aus Kork, Papierwaben oder auch recyceltem PET von Einweg-Plastikflaschen. Neben Kajaks und SUP baut Greenboats die grüne Bente24 und seit diesem Jahr auch die eigene, von Judel/Vrolijk gezeichnete Flax27 – einen 8,2 Meter langen Daysailer mit klassischen Linien. Die Verwendung alternativer Materialien hat durchaus seinen Preis, sorgt im Vergleich zur konventionellen GFK-Verarbeitung aber auch für eine Einsparung in der CO² von 80 Prozent.

Mehr Weekender als Daysailer ist die neue Esse 330. Die Weltneuheit bringt die erfolgreiche Esse-Linie auf ein neues Level. Der moderne Weekend-Caruiser ist wie alle Designs von Umberto Felci elegant und schnell. In hochwertiger Ausführung vermittelt er ein einmaliges Segelfeeling und bietet genug Wohnraum unter Deck für ein perfektes Segelwochenende (siehe auch unseren ausführlichen Testartikel in WAVE 38).

Die Bavaria C42 ist die Weiterentwicklung der Bavaria C-Line, mit einem eigenen Charakter. Eine moderne innovative Rumpfform mit Chines und ein von Bavaria Yachts entwickelter V-Bug garantieren beste Segeleigenschaften und ein ungewöhnlich grosses Platzangebot unter Deck.

Mehr Stabilität, eine längere Wasserlinie und damit mehr Performance sowie ein direkteres Gefühl beim Steuern, dafür sorgen die Chines. Der auffällige Knick im Heckbereich hat aber noch einen weiteren Vorteil; In den Achterkabinen entsteht mehr Raum und damit auch mehr Komfort. Schmal an der Wasserlinie verbreitert sich zum Deck hin, wie ein V, der V-Bug. Zusätzliches Volumen im Bug sorgt für weniger Vertrimmung bei Krängung und damit mehr Sicherheit bei Seegang.

Bei der Entwicklung von Rigg und Segelplan hatte das Entwicklungs-Team von Bavaria Yachts in Zusammenarbeit mit Cossutti Yacht Design besonders zwei Dinge im Focus: Ein leichtes Handling und eine überdurchschnittliche Performance. 54 Quadratmeter Segelfläche im Grosssegel und 47 Quadratmeter in der Genua sorgen bei der Bavaria C42 für das Extra an Wind.

Mit dem innovativen Rumpfdesign eröffnen sich auch unter Deck ganz neue Dimensionen an Bord. Zur Wahl stehen individuelle Kabinenlayouts von der luxuriösen 2-Kabinen-Version mit einem grosszügigen Badezimmer bis zur komfortablen 3-Kabinen-Version mit zwei Nasszellen. Im Salon ist mit dem U-Sofa an Steuerbord und der Lounge-Bank an Backbord ein gemütliches Dinner mit acht Personen kein Problem. Und die grosse L-Pantry bietet alles, was man für ein solch grosses Abendessen benötigt. Grosse Arbeitsflächen, viel Bewegungsraum, reichlich Staumöglichkeiten und ein Herd mit 3-Flammen sind schon im Standard.

Als die Hallberg-Rassy 44 kam, war das ein grosser Schritt. Sowohl was die Einrichtung und Segeleigenschaften als auch das Äussere angeht. Die neue HR 40C hat den gleichen komfortablen Salon, Achterkabine und Pantry. Das kombiniert mit einem Cockpit, das genauso gross ist wie auf der 44.

Es gibt zwei verschiedene Achterkabinkonfigurationen. Die Standardvariante hat zwei separate Kojen; eine Doppelkoje und ein Einzelbett. Dazwischen ein bequemes Sofa. Als Option gibt es eine breite und bequeme Mittelkoje mit Sofa an Backbord und einem Schminktisch an Steuerbord. In beiden Kabinenlösungen gibt es zwei grosse Backskisten im Achterdeck.Die Einrichtung kann man in traditionellem Khaya-Mahagoni oder als Option in heller europäischer Eiche bekommen und ist hell und luftig. Dazu sechs grosse Rumpffenster und viele Quellen für natürliches Licht, indirekte LED Beleuchtung, viele Ventilationsmöglichkeiten. 

Auch das Rigg ist modern und leicht in der Handhabung. Backstagen braucht es noch nicht mal für das innere Hartwindsegel. Das Vorsegel ist nur leicht überlappend, was es einfacher macht, zu wenden. Eine Selbstwendefockanlage ist optional erhältlich.

 

Aussenborder

Wachsendes Potenzial gibt es auch bei alternativen Motorantrieben. Im Bereich der Aussenborder für die Beiboote haben sich die Unternehmen Torqeedo und Epropulsion bereits etabliert. Die grössere Leistungsfähigkeit der Akkus sorgt aber auch dafür, dass inzwischen schon Trainerboote mit elektrischen Antriebssystemen ausgestattet werden, und selbst für den Yachtbereich sind die E-Motoren Alternativen zu den gängigen Verbrennern. Torqeedo hat mit seiner leistungsstarken Batterie gerade den Sprung in den America’s Cup geschafft, bei dem die Power 48-5000 Lithium-Batterie die Steuerung des Foil-Cant-Systems übernehmen soll. Fortschritte vermelden auch die Benzin-Aussenborder, wo z.B. Hersteller Suzuki mit seiner Lean Burn Technologie für weniger Verbrauch bei starker Performance sorgt.

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