Cipriani: „Eine DAME der Rekorde – gute Ergebnisse auch für die italienischen Unternehmen, aber es könnte noch viel mehr passieren“

02/12/2025 - 08:34 in Yachtdesign by Press Mare

AMSTERDAM – Auf der letzten METS hat PressMare Davide Cipriani interviewt, Designer, CEO des in Bologna ansässigen Centrostiledesign und einziges italienisches Mitglied der zwölfköpfigen Jury der DAME Design Awards, einem zunehmend prestigeträchtigen Preis, der in diesem Jahr einen Rekord an Teilnahmen verzeichnete: 146 Einreichungen führten zu 67 Nominierungen.

PressMare: Sie sind das einzige italienische Jurymitglied, und dieses Jahr gab es außergewöhnlich viele Einreichungen. Wie ist es gelaufen?

Davide Cipriani: Der DAME bleibt einer der prestigeträchtigsten Preise der internationalen Bootsbranche. Dieses Jahr war besonders reich an neuen, sehr gut realisierten Produkten. Bei einer solchen Vielfalt jedes Produkt nach seiner eigenen Logik zu bewerten, ist anspruchsvoll — besonders bei komplexen Geräten wie Elektronik oder technologisch hochentwickelten Komponenten. Teil der Jury zu sein ist immer eine bereichernde Erfahrung, auch beruflich und persönlich, weil man Trends besser versteht und frühzeitig erkennt.

PM - Gab es aus Designersicht Neuheiten oder Trends, die Sie besonders beeindruckt haben?

DC - Im Design ist es immer schwierig: Die am besten gestalteten Produkte sind oft die einfachsten und daher weniger technologisch. Es gibt eine ständige Spannung zwischen gutem Design und technologischer Weiterentwicklung, und man sucht immer eine gute Balance. Der diesjährige Gewinner ist ein gutes Beispiel, mit einer gelungenen Verbindung von Technologie und Exterieurdesign — etwas, das wir sehr schätzen. Das entspricht dem Trend: Technologie gewinnt zunehmend die Oberhand gegenüber reiner Funktion und Ästhetik. Hoffentlich sehen wir in Zukunft auch eine stärkere ästhetische Entwicklung bei heute noch sehr technischen Geräten.

PM - In der Vergangenheit sagten Sie, italienische Unternehmen seien beim DAME wenig präsent. War das diesmal anders?

DC - Es waren mehr italienische Firmen vertreten, aber die großen Player nehmen noch nicht so teil, wie sie könnten. Mit unseren Produkten könnten wir einen echten Unterschied machen. Viele Zulieferer wissen nicht, dass sie teilnehmen können, auch zusammen mit der Werft. Oder sie entscheiden sich dagegen, weil das Produkt für METS noch nicht bereit ist. Doch der DAME ist ein wichtiger Marktindikator — ein Qualitätssiegel, das Unternehmen viel stärker für Marketing und Vertrieb nutzen könnten.

PM - Eine Kritik am DAME 2025 war, dass die Produkte nicht immer starkes „pures“ Design zeigten. Stimmen Sie zu?

DC - Die Bewertungskriterien umfassen heute Technik, Innovation, Ästhetik, Nachhaltigkeit. Diese Anforderungen führen manchmal dazu, dass Produkte weniger ikonisch wirken. Vielleicht braucht es eine eigene Kategorie, die stärker den ästhetischen Aspekt hervorhebt. Heute ist Design oft „hybridisiert“ zwischen vielen anderen Spezifikationen.

PM - Wie läuft das Jahr für Centrostiledesign?

DC - 2025 war ein großartiges Jahr, auch wenn der Markt anders ist als in den Boomjahren. Wir sind gewachsen und sehr zufrieden. Dennoch müssen wir die nächsten sechs bis zwölf Monate beobachten, denn es gibt Veränderungen bei großen Unternehmen, mit denen wir arbeiten.

PM - Wer sind Ihre wichtigsten Kunden?

DC - Drei Marken besonders: Azimut, Navico-Brunswick und Sunseeker. Die kontinuierliche Zusammenarbeit bringt uns großen Nutzen.

PM - Welchen Anteil hat der Marinebereich an Ihrem Unternehmen?

DC - Wir decken vom reinen Design bis zum Engineering alles ab, einschließlich FEM-Analysen, Modellen und Formen. Das Unternehmen ist stark auf die Bootsbranche ausgerichtet, auch wenn wir einen neuen Bereich im Wohnsektor eröffnet haben. Zudem arbeiten wir im Bereich Erdbewegungs- und Landmaschinen. Die Nautik macht etwa 90% unseres Geschäfts aus.

PM - Centrostiledesign feiert ein Jubiläum, richtig?

DC - Ja. Wir haben 1990 begonnen, und die Firma besteht seit 35 Jahren. In den ersten zwanzig Jahren war es ein Familienunternehmen, dann ging es 2000 in meinen Besitz über. 2001 entstand Centrostiledesign, das Studio Ti — die historische Firma meines Vaters — übernommen hat. Seit 25 Jahren arbeiten wir in der Nautik, was unsere Markenreputation sehr gestärkt hat.

PM - Wie sehen Ihre mittel- und langfristigen Perspektiven aus?

DC - Wir gehören weltweit zu den führenden Unternehmen, die integriertes Design und Engineering anbieten. Der Bootsmarkt ist zyklisch; wir haben seine Schwankungen erlebt. Es ist ein emotionaler Markt. Aber Engineering ist heute wichtiger denn je: In ruhigeren Phasen suchen Werften nach effizienten Partnern, die helfen, Kosten zu kontrollieren. Outsourcing ist oft effizienter als riesige interne Technikabteilungen, die bei langsamer Modellentwicklung Ressourcen binden. Kein Designer kann heute ohne Engineering arbeiten: Produkte sind viel komplexer geworden.

PM - Zum Schluss: Wie ist Centrostiledesign heute strukturiert?

DC - Wir sind 40 motivierte Mitarbeiter zwischen 25 und 50 Jahren. Ein junges, dynamisches Unternehmen. Zwanzig arbeiten im Bereich Modelle und Formen, die anderen im technischen Büro: Design, Engineering, CFD-Analysen, FEM, Zertifizierung sowie Betriebs- und Wartungsdokumentation.

 

Riccardo Masnata

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