Bavaria Yachtbau setzt auf 100 Prozent „Made in Giebelstadt“

Bavaria Yachtbau setzt auf 100 Prozent „Made in Giebelstadt“

Bavaria Yachtbau setzt auf 100 Prozent „Made in Giebelstadt“

Editorial

09/11/2018 - 13:36

•    Stärkung des Engineerings und der Serienfertigung
    •    Interdisziplinäre Teams werden in der Werft aufgebaut
    •    Hochlauf der Werft ab November 2018, Kurzarbeit endet
    •    Motoryacht BAVARIA R55 wird ab 2019 in Giebelstadt produziert
    •    Produktion der BAVARIA C50 überarbeitet, ab November im Band
    •    Komplexität verringern: künftig 10 bis 12 statt 26 Modelle

Die Weiterentwicklung von Bavaria nimmt klare Formen an: Künftig wird der für sein starkes Preis-Leistungsverhältnis weltweit geschätzte Yachtbauer seine Boote wieder zu einhundert Prozent in Deutschland fertigen. Unter dem Qualitätssiegel „Made in Giebelstadt“ werden sowohl die Segel- als auch die Motoryachten in Franken hergestellt und an die Kunden übergeben. Die bislang in Kroatien produzierte Motoryacht R55 wird im ersten Halbjahr 2019 erstmals am Stammsitz des Unternehmens in Handarbeit gebaut. Die Formen und Werkzeuge werden zu diesem Zweck gerade von Kroatien nach Deutschland gebracht und in Giebelstadt installiert.


Entwicklung und Bau künftig vorrangig in eigener Regie

„Wir wollen, dass unsere hervorragend ausgebildeten und engagierten Mitarbeiter vorrangig alle Yachten in eigener Regie entwickeln und bauen. Die Belegschaft identifiziert sich sehr mit Bavaria Yachtbau, sie ist der Kern unseres Unternehmens“, erklärt Geschäftsführer Erik Appel, seit Dezember 2017 Chief Operating Officer von Bavaria Yachtbau. „Deshalb wollen wir das Stammpersonal weiter aufbauen und gleichzeitig das Verhältnis der Leiharbeitnehmer verringern. Das hilft erheblich, Produktionskosten zu senken. Um die Leistungsfähigkeit der Werft zu erhöhen, werden wir das eigene Engineering, also die technische Entwicklung von Yachten, wieder bei Bavaria Yachtbau konzentrieren, interdisziplinäre Teams sind bereits gebildet. So werden wir die Übergabe neu entwickelter Modelle vom Engineering in die Produktion besser organisieren und Kosten senken. Das Engineering und der Möbelbau werden als Kernkompetenzen im eigenen Haus fortgeführt.“

Die Serienfertigung, für die Bavaria Yachtbau steht, wird zu neuer Stärke geführt. Dazu ist es notwendig, die in den vergangenen Jahren geschaffene Komplexität, deutlich zu verringern. Das heutige Portfolio umfasst 26 Modelle – innerhalb der kommenden drei Jahre soll es auf 10 bis 12 am Markt nachgefragte und leistungsstarke Modelle fokussiert werden. „Unsere Modellpalette wird attraktiver und gleichzeitig qualitativ hoch verlässlich sein bei gleich großem Portfolio“, ergänzt Erik Appel.


BAVARIA C50 erfolgreich überarbeitet, große und kleine Schwester folgen

Die Arbeiten dafür haben bereits begonnen, die Produktion wurde in wichtigen Punkten verändert: Die 2018 vorgestellte, aber nicht erfolgreiche BAVARIA C65 wird nicht mehr gebaut, die E-Linie (Elektroantrieb und Hybrid-Yachten) wurde eingestellt. Die Segelyacht C50 wurde aus der Serienproduktion herausgenommen und als Prototyp technisch überarbeitet. 

Nach erfolgreichem Re-Engineering wird die C50 ab November 2018 wieder in die Serienproduktion gehen. Die Erkenntnisse daraus werden nun auf das Flaggschiff BAVARIA C57 und die kleine Schwester BAVARIA C45 übertragen. Der neue COO hat die Machbarkeit des größten Segelschiffs für das Werk Giebelstadt sichergestellt. Inzwischen ist die C57 im Band, parallel werden die Erkenntnisse aus der C50 in die laufende Produktion der C57 umgesetzt.

Moderate Neuentwicklungen sind ab dem Jahr 2019 geplant. Zwei bis drei neue Vorstellungen pro Jahr sind für eine Werft machbar. Schnelle Fertigung, zuverlässige Qualität, viel Platz bei sportlicher Leistung und ein starkes Preis-Leistungsverhältnis sollen Bavaria Yachtbau künftig wieder auszeichnen. 

„Zu einer erfolgreichen Serienfertigung gehören im Yachtbau viel Handarbeit, Liebe zum Detail und der Wille zur Gestaltung. Dafür stand Bavaria immer, das soll auch in Zukunft wieder so sein. Wir können hier gemeinsam viel gestalten und Neuerungen schnell umsetzen“, so der Innovations-Ingenieur und gebürtige Franke Appel.


CMP: Closing ist erfolgt – Sicherheit für Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten

Kai Brandes, Geschäftsführender Gesellschafter von CMP Capital Management-Partners aus Berlin, die den investierenden Eigenkapitalfonds vertreten und beraten, führt aus: „Wir freuen uns über den erfolgreichen Abschluss der Transaktion: Der Kaufvertrag ist unterzeichnet, die Freigabe des Bundeskartellamts liegt vor und das Closing, also die Erfüllung aller vertraglichen Bedingungen, hat gerade stattgefunden. Das bedeutet Sicherheit für die Mitarbeiter, für die Kunden und Händler sowie für die Lieferanten.“

CMP Capital Management-Partners ist seit 2000 Investor im deutschsprachigen Mittelstand. „Als aktiver Investor verfolgen wir eine operativ und unternehmerisch geprägte Investitionsphilosophie. Dabei konzentrieren wir uns auf Unternehmen, die über einen gesunden operativen Kern verfügen, sich jedoch in einer Situation notwendiger Veränderung befinden“, sagt Kai Brandes, der zugleich Vorsitzender des Beirats der Bavaria Yachtbau Holding GmbH ist. „Wir glauben an das Entwicklungspotenzial von Bavaria und sind beeindruckt von den loyalen Mitarbeitern, Händlern und Kunden. Ein gutes Investment für einen guten Preis.“


Betriebsrat setzt auf engere Verzahnung von Verkauf und Produktion

Der Betriebsratsvorsitzende von Bavaria Yachtbau, Christian Hartmann, ist erleichtert: „Der Kaufvertrag ist jetzt unter Dach und Fach, alle 800 Arbeitsplätze in Giebelstadt und in Frankreich konnten gesichert werden. Dass CMP sich stark für den Kauf des Unternehmens engagiert hat, sehen wir als gutes Signal an.“ Für die Zukunft setzt Hartmann auf eine engere Verzahnung von Verkauf und Produktion: „Wir verstehen die Produktion und den Verkauf als Eckpfeiler, die das Unternehmen gemeinsam tragen. Optimale Planung in der Konstruktion, ein fortlaufender Produktionsprozess sowie ein Verkauf, der die Kundenbedürfnisse mit der Produktion synchronisiert, sollen Bavaria Yachtbau künftig auszeichnen. Wir als Belegschaft wünschen uns gleichzeitig eine engere Einbindung in die Weiterentwicklung von Produktion und Vertrieb. Die Menschen, die jeden Tag an den Yachten arbeiten, sind enorm wichtig für die Verbesserung bestehender Abläufe und Methoden.“


Dr. Tobias Brinkmann: „Vor Bavaria liegt eine große Chance“

Besonderer Dank seitens Bavaria Yachtbau und CMP gilt Dr. Tobias Brinkmann von der bundesweit tätigen Kanzlei Brinkmann & Partner. Dr. Brinkmann trat zum Zeitpunkt der Eigenverwaltung im April 2018 in die Geschäftsführung ein, um die Fortführung zu gewährleisten und den Verkaufsprozess zu leiten. Mit erfolgtem Closing zieht sich der erfahrene Jurist planmäßig zurück. Er führte Bavaria Yachtbau sicher durch diese besonders schwierige unternehmerische Phase. Sein Resümee lautet: „Es ist uns gelungen, eine zukunftsträchtige Lösung für Bavaria sicherzustellen. CMP ist ein Käufer, der spezialisiert ist auf Restrukturierung von deutschen mittelständischen Betrieben. Das ist genau das, was Bavaria Yachtbau jetzt braucht. Deswegen ist es ein guter neuer Eigentümer. Dass wir hier gemeinsam 220 Schiffe unter schwierigen Bedingungen im Insolvenzverfahren gebaut haben und dass uns die Belegschaft über diese lange Zeit die
Treue gehalten hat, bezeichnet zwei gute Eigenschaften der Werft. Bavaria ist eine starke Marke! Dass CMP dieses erkannt hat und in Bavaria investiert, ist eine große Chance für das Unternehmen.“


Dr. Ralph Kudla als Chief Restructuring Officer neu in der Geschäftsführung

Dr. Ralph Kudla, Partner bei CMP, ist seit einer Woche auch Geschäftsführer von Bavaria Yachtbau und folgt damit auf Dr. Tobias Brinkmann. Seine Aufgabe als Chief Restructuring Officer (CRO) sowie Verantwortlichkeit für Personal, Recht, Einkauf und die Beteiligung Bavaria Catamarans in Frankreich skizziert er so: „Um nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit wiederzuerlangen, braucht es ein Höchstmaß an Erfahrung in Veränderungsprozessen und Konsequenz im operativen Handeln. Für die Realisierung der Maßnahmen zur Neuausrichtung des Unternehmens stellt CMP über die von ihr beratenen Fonds daher nicht nur finanzielle Mittel bereit, sondern unterstützt bei Bedarf
das Management vor Ort. Stabilisierung, Weiterentwicklung und Rückkehr auf den Wachstumspfad sind Kernthemen der Restrukturierung. Darüber hinaus gilt es, die zukünftige Modellpalette festzulegen. Das stellt die größte Herausforderung dar, und wir werden uns hierfür sicher ein gutes halbes Jahr Zeit nehmen, um erste Entscheidungen zu treffen und Impulse zu setzen.“

Die französische Beteiligung „Bavaria Catamarans“ wird künftig wieder unter ihrem bewährten Markennamen „Nautitech“ auftreten und vermarktet. Dr. Ralph Kudla weiß: „Bavaria steht für Yachten, Nautitech für Katamarane. Es ist uns wichtig, dass beide Unternehmen ihre jeweilige Identität in Zukunft noch stärker herausstellen können. Fachlich werden beide eng zusammenarbeiten und die Partnerschaft zwischen Deutschland und Frankreich lebendig ausbauen.“


Ausblick: „schwarze Null“ für Geschäftsjahr 2019/2020 geplant

Im ersten, verkürzten Geschäftsjahr und auf Grund des Anlaufs der Produktion wird Bavaria einen Verlust realisieren, den CMP als Investor tragen wird. Des Weiteren braucht es im Bootsbau verhältnismäßig lange um Effizienzsteigerungen zu realisieren. Einiges geht schneller und wurde auch schon angegangen, anderes benötigt mehr Zeit, da man in die Struktur der Boote eingreift. Für das nächste volle Geschäftsjahr (1.8.2019 bis 31.7.2020) ist eine schwarze Null geplant. Die wesentlichen Verbesserungen werden in zwei bis drei Jahren erwartet.

Dr. Ralph Kudla blickt voraus: „Wir wollen verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen: Versprechen und Liefertermine von Bavaria wollen wir einhalten, die Qualität soll wieder besser werden. Und wir wollen unsere Händler enger in die Strategie- und Produktentwicklung einbeziehen. Hierzu wird unter anderem ein Händler-Beirat eingeführt. So werden wir Kunden-Feedback hören, aufgreifen und möglichst schnell in Verbesserungen am Produkt umsetzen.“

Giebelstadt, 17. Oktober 2018

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