Wer neue Zielgruppen anpeilt, muss neue Wege gehen. Segelferien liegen im trend, doch nicht jeder will auch gleich einen Hochseeschein machen.

Wer neue Zielgruppen anpeilt, muss neue Wege gehen. Segelferien liegen im trend, doch nicht jeder will auch gleich einen Hochseeschein machen.

Jeanneau Sun Loft 47: Sun, Fun & Loft

Editorial

18/02/2020 - 15:49

Wer neue Zielgruppen anpeilt, muss neue Wege gehen. Segelferien liegen im trend, doch nicht jeder will auch gleich einen Hochseeschein machen. Mit dem Sun Loft 47 Konzept peilen die französischen Bootsbauer eine eher urbane Clientèle an, die einfach nur unbeschwert und kostengünstig Ferien machen möchte. Mit dem neusten Wurf könnte das funktionieren…

In den Ferien möchte es die Smartphone-Generation so richtig krachen lassen. Richtige Freunde, pralles Leben, echtes Vergnügen – nicht nur Bildli gucken und auf Like klicken. Nicht nur am Strand liegen, sondern mobil auf dem Wasser sein. Und das möglichst mit vielen Freunden aus Fleisch und Blut. Wer schon einmal die Youtube-Videos von The Yacht Week gesehen hat, weiss, wie sich das Leben an den grossen Mittelmeer-Events abspielt. An diesem Floating Oktoberfest sind viele und möglichst günstige Kojenplätze pro Yacht gefragt. Anscheinend kam der Tipp von einem der ganz Grossen im Charterbusiness und Jeanneau hatte ein offenes Ohr dafür. Ein Spassboot musste her, mit so viel Platz wie ein Kat, aber preislich günstiger wie auf Monohull-Niveau. Die Marketingabteilung hatte bald einen griffigen Namen gefunden: „Monocat“.

Meisterdesigner Philippe Briand wurde ins Jeanneau-Team berufen und schon bald waren die Umrisse skizziert. 12 Personen sollten schon Platz finden und das alles auf einer Länge von 47 Fuss (13.24 Meter). Da sich die Ferien meist unter freiem Himmel abspielen, wurde der Raum im Rumpf für die Kojen genutzt und Pantry noch oben und aussen befördert. Um keine Enge aufkommen zu lassen, wurde tüchtig verbreitert: die Sun Loft verlangt nach stolzen 4.49 Meter Breite beim Liegeplatz. Das ist schon fast so breit wie ein (kleiner) Kat, aber immer noch viel günstiger.

Auch bei 12 Personen werden sich kleiner Untergruppen bilden, die je nach Lust, laune und Aktivitätenprofil irgendeine Zone an Deck zum Lieblingsplatz bestimmen. Das Cockpit zeigt sich wunderbar wandelbar, es kann von zwei Sitzbänken mit Tisch im Doppel zu einer grossen Liegewiese umfunktioniert werden. Auch auf der grosszügigen Badeplattform lässt es sich perfekt in der Sonne aalen. Oder doch lieber auf die Polsterzone auf dem Vorschiff? Und an die beiden Davits am Heck, sonst eher typisch für Katamarane, lässt sich trefflich eine Hängematte montieren.

Schauen wir uns jetzt die Pantry nochmals genauer an. Endlich muss der Smutje nicht mehr einsam im Schiffsbauch herumwerkeln, sondern kann seine Kochtalente am helllichten Tag vorführen. Zwei ausziehbare Kühlschränke im Mittelteil sorgen in Kombination mit einem grossen Trinkwassertank für die nötige Zufuhr an Trinkbarem. Der Clou ist eine Trinkwasserfilteranlage, sodass Trinkwasserschleppen sowie Batterien an Plastikflaschen und Kanistern nicht mehr nötig sind – Greta hätte ihre helle Freude daran. Das Wasser kann in ebenfalls bereitgestellte Flaschen für unterwegs abgefüllt werden.

Geschützt wird der ganze Küchenzauber durch Plexiglas, eine aufrollbare Sprayhood und einen markisenartigen Bimini. Das ergibt ausreichend Schutz vor allzu viel UV-Licht und tut seinen Dienst auch dann noch, wenn der Wettergott mal Spielverderber sein will.

Über drei Niedergänge sind die Kojen erreichbar, zwei führen seitlich, einer zentral unter Deck. Unglaubliche sechs Kojen mit Doppel- und Etagenbetten wurden auf die Schiffslänge gepackt, dazu fünf Nasszellen – diejenige des Skippers miteingerechnet. Da sieht man mal wieder, wofür Tetrisspielen gut ist…

Zwei Niedergänge führen also direkt in die Achterkabinen mit eigenen Kleiderschränken und Nasszellen. Per Hauptniedergang gelangt man in einen kurzen Korridor, von wo es in vier Kabinen und zwei Nasszellen geht. Ein professioneller Skipper findet Platz im Bug, wo er einen Kojenplatz plus eine Toilette sein eigen nennen darf.

Steht er im Dienst und somit am Steuer, findet man ihn im Cockpit an einem der Doppelruder gleich vor dem Aufbau. Die Sun Loft ist mit einer Selbstwendefock ausgerüstet, alle Leinen laufen ins (aufgeräumte) Cockpit. Wenn der gute Mann als Skipper keine zwei linken Hände hat, managt er die Yacht mit dem Rolgross locker auch ganz alleine (nur für den Fall, sollte die Crew einmal zu viel Party hinter sich haben).

 

Keine Villa Kunterbunt

Ein erster Augenschein an den ausgestellten Messemodellen hat gezeigt, dass trotz aller Spassigkeit eine ernstzunehmende Yacht entstanden ist. Janneau mit seiner mehr als 60-jährigen Erfahrung bürgt für genügend Seetüchtigkeit, so dass die Yacht nicht nur als Badeboot fürs Buchtehüpfen unter Land geeignet ist. Die linie kann man getrost als sportlich bezeichnen, auch wenn der gesamte Biminiaufbau etwas wuchtig daherkommt.

Selbst unter Deck ist trotz dem optimal ausgenutzen Raumangebot alles gut und zweckmässig gestaltet. Komprimiert ja, dennoch wirken die Kojen wirken hell und die Belüftung scheint gut gelöst zu sein. Designprofi Briand und das hauseigene Gestaltungsteam haben alle Erfahrungsregister gezogen und umgesetzt.

Erst der Chartermarkt wird zeigen, ob sich das Konzept bewährt. Für grosse Gruppen ist dieser neue Yachttypus sicherlich perfekt geeignet. Aber auch Einzelbucher dürfen problemlos glücklich werden, wenn sie zwischen Doppel- oder Etagenkoje wählen dürfen. Privatspähre kann mit den erschiedenen Aufenthaltszonen limitiert garantiert werden. Und wer seine Ruhe haben will, paddelt in der Bucht einfach mit dem SUP zu einem friedlichen Fleckchen…

 

Hausammann Caravans und Boote AG

Kesswilerstrasse 20, 8592 Uttwil

www.hausammann.ch

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