Yvan Bourgnon: Ein Manta gegen Plastik

Yvan Bourgnon: Ein Manta gegen Plastik

Yvan Bourgnon: Ein Manta gegen Plastik

Editorial

05/02/2020 - 16:51

Im Laufe seiner Karriere hat Yvan Bourgnon eine beeindruckende Erfolgsbilanz hingelegt. Doch jetzt stellte er sich der grössten Herausforderung: dem Kampf gegen die Plastikverschmutzung.

Yvan war acht Jahre alt, als es mit seinen Eltern und Bruder Laurent aufs Meer ging. Fast vier Jahre lang segelten die Bourgnons um die Welt. Genug, um die beiden Brüder für immer mit dem Segelvirus zu infizieren. Zusammen gewinnen sie 1997 die Transat Jacques Vabre, jeder für sich alleine schreiben sie Segelgeschichte(n). Seit dem 24. Juni 2015 wird Laurent nach einem Tauchgang vor dem Atoll Toauvermisst. Yvan sucht nach dem Abbruch der offiziellen Suche weiter, doch sein Bruder bleibt unauffindbar.

Vielleicht um zu vergessen, stützt sich Yvan in die immer waghalsigeren Abenteuer. Doch je mehr er auf dem Meer unterwegs ist, desto deutlicher sieht er die Gefahr, die den Ozeanen droht: die Verschmutzung durch Plastikmüll. Er gründet den Verein The SeaCleaners und umgibt sich mit einem Team von Experten. Schnell entsteht die Vision, wie sie der Plastikflut den Kampf ansagen wollen. Mit dem Riesenkat „Manta“ soll eine segelnde Sammelfabrik auf die Jagd nach Makroabfall gehen und ihn aus dem Verkehr ziehen, noch bevor er sich in Mikroplastik zersetzt.

 

The SeaCleaners

Der Hochsee-Katamaran soll den Plastikabfall nicht nur sammeln, sondern auch gleich an Bord z.B. zur Energiegewinnung verarbeiten.

Mit seinem breiten Aktionsspektrum kann der Manta schnell und effizient intervenieren. Die stärksten verschmutzten Gebiete befinden sich entlang der Küsten oder in den Mündungen der 11 grossen Flüsse, durch die 90% der Kunststoffverschmutzungen vom Land ins Meer gelangen. So unterbricht der Manta den Weitertransport des Plastiks in die grossen Abfallstrudel.

Für einen auf ein Minimum reduzierten CO2-Fussabdruck wird der Manta über ein Dyna-Rigg mit 2500 Quadratmetern Segelfläche verfügen, die automatisch bedient wird. Der Strom für die Elektromotoren wird an Bord von Systemen zur Erzeugung erneuerbarer Energie und von der Energierückgewinnung des gesammelten Plastikabfalls geliefert.

100 Tonnen wiegen allein die Batterien, welche die erzeugte Energie speichern können. Somit ist eine genügend hohe Autonomie des Hybridantriebs und der Bordfunktionen gesichert.

Der Manta kann auch nach Naturkatastrophen wie einem Hurrikan oder Tsunami überall auf der Welt für Räumungsarbeiten eingesetzt werden.

Finanziert wird das Boot von «modernem Mäzenatentum», wie es Bourgnon nennt. Wie wichtig jede Aktivität ist, zeigen aktuelle Zahlen: Jährlich werden acht Millionen Tonnen Plastik ins Meer «entsorgt». Deshalb geht es beim Einsatz der «Manta» um mehr als blosses Meer-Müll-Schlucken: Es geht auch darum, den Müll zu analysieren, die Verursacher zu identifizieren und die Menschen wachzurütteln.

Mit dem erwachenden Umweltbewusstsein müsste auch das Budget kein Problem sein: der Quadrimaran «Manta» (ein Boot mit vier Rümpfen) soll 35 Millionen Euro kosten. Dafür gibt es einen Müllschlucker mit besonderen Dimensionen: 70 Meter lang, 49 Meter breit, 61 Meter hoch, 2500 Quadratmeter Segelfläche. Demnächst soll die Werft ausgewählt werden, 2023 soll es ans Müllsammeln gehen. Bis zu 10.000 Tonnen Plastikmüll will Bourgnon jährlich einsammeln.

 

Eine ein sauberes Schiff mit eingebetteter Fabrik

Die Sammler zwischen den Schiffsrümpfen befördern den Abfall schnell an Bord zur manuellen Sichtung bringen. Auf Sortiertischen werden Kunststoff- und Metallabfälle, nicht verunreinigtes organisches Material oder Behälter, die möglicherweise noch giftige oder gefährliche Produkte enthalten, manuell getrennt.

Eine Lagerkapazität von 600 m³

Die sortierten Abfälle werden dann von Förderern zu Verdichtern befördert, um die maximale Wassermenge zu extrahieren und sie zu Ballen von 1 Kubikmeter zu verdichten, die per Förderband in die Manta-Laderäume befördert werden. Der Manta kann das Äquivalent von 250 Tonnen Abfall in seinen Rümpfen lagern, bevor sie zur Abfallbehandlung oder zu Recyclinganlagen an Land gebracht werden.

Eine Abfallverbrennungsanlage

An Bord ist eine Abfallverwertungsanlage installiert, welche den gesammelten Unrat in Elektrizität umwandelt. Diese Einheit umfasst einen Aufbereitungsanlage zum Trocknen und Homogenisieren der Partikelgrösse. Dieser aufbereitete Abfall wird dann durch ein Pyrolyse-Verfahren (Pyrogasifizierung oder katalytische Depolymerisation) in Gase und Öle umgewandelt, die zur Stromerzeugung dienen.

Grosse schwimmende Trümmer

Mit seinen 2 leistungsstarken Kränen kann der Manta auch grössere schwimmende Abfälle (Geisternetze, Treibgut, Container) aus dem Wasser holen, um sie an Bord zu lagern und zur Entsorgung an Land zu bringem.

Datenquelle für alle

Auf der Manta befindet sich auch ein Labor, wo das wissenschaftlichen Team an Bord die Art der Abfälle analysiert und quantifiziert. Die Daten werden der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft im Rahmen von Open Data zur Verfügung gestellt.

 

Systeme zur Energieerzeugung

2 Darrieus-Windturbinen
= 500 kW

2000 m² Sonnenkollektoren
= 100 kW

1 Energierückgewinnungseinheit Abfall
= 500 kW

mehr als2500m² Segelfläche
= kostenlose Antriebsenergie

www.yvan-bourgnon.fr

www.theseacleaners.org

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